Da ich selbst eine Ausbildung in Biografiearbeit abgeschlossen habe und u. a. als Seminarleiterin und Coach in der Erwachsenenbildung tätig bin, hat mich dieses kompakte Buch (95 Seiten) besonders angesprochen. Vieles darin kenne ich aus den zahlreichen Seminaren, die ich beim Autor besuchen durfte; einiges habe ich auch schon in eigenen Veranstaltungen angewendet.
Und doch ist es sehr angenehm, einschlägige Beispiele aus der Praxis so übersichtlich in einem Buch zu finden – was einem nebenbei erspart, lange in Seminarunterlagen herumzusuchen.
Generell schätze ich an den Büchern von Hubert Klingenberger die strukturierte und übersichtliche Herangehensweise. Hier muss man sich nicht mühsam durch Unmengen von Text durchwursteln (wie bei so manch anderen Autoren), es ist auch nicht erforderlich, das Buch zuerst mal von A bis Z zu lesen.
Das Inhaltsverzeichnis ist in vier Kapitel gegliedert, in denen der Autor zahlreiche Tipps gibt, welche Arten von Coachings es gibt und wie sie gestaltet werden können, z. B. in Kapitel 2, „Der Lernweg im Biografischen Coaching“. Passend zu den Kapiteln werden insgesamt 16 Methoden vorgestellt, die im Methodenverzeichnis übersichtlich aufgelistet werden: mit aussagekräftigen Titeln – beispielsweise „Methode 9 – Zuversichtliches Fragen“.
Darüber hinaus findet man am Ende jedes Kapitels (vor dem Methoden-Teil) Buchtipps „Zum Weiterlesen“.
Da sich unsere Lebenswelten drastisch geändert haben, gibt es im Grunde keine „Normalbiografie“ mehr. Wir sind selten nur mehr in einem Beruf von der Ausbildung bis zur Pension tätig, haben wesentlich mehr Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten als früher und müssen daher viel öfter Entscheidungen treffen – darum ist Biografiearbeit von so großer Bedeutung. Aufgrund dessen geschieht es häufig, dass man selbst den „Wald vor lauter Bäumen“ nicht mehr sieht und einen Coach benötigt, der einen mit ausreichend Abstand aus einer anderen Perspektive beraten und begleiten kann.
Besonders praktisch finde ich, dass jedes Buch einen persönlichen Code hat, mit dem man sich kostenlos sämtliche Methoden herunterladen kann. Das erspart aufwendiges Gestalten von Unterlagen, stattdessen kann man die passende Methode für sein Coaching auswählen, ausdrucken und im Coaching verwenden.
Biografisches Coaching kann sicherlich in vielen Bereichen erfolgreich angewendet werden, wie in der Berufs-/Karriere- und Sozialberatung, ich denke sogar in der Psychotherapie.
Ich werde das Buch auch in meinen Legasthenietrainings für Erwachsene einsetzen. Viele Legastheniker/-innen sind nicht mit großem Selbstbewusstsein ausgestattet, da sie in ihrer Schulzeit öfters hören mussten, dass sie dumm seien. Doch gerade Legastheniker haben häufig andere, möglicherweise kreativere Herangehensweisen an die Herausforderungen des Lebens. Auch in diesem Kontext ist die ressourcen- und lösungsorientierte Biografiearbeit eine große Hilfe, da vielen Menschen (nicht nur Legasthenikern) die eigenen Stärken nicht (ausreichend) bewusst sind.
„Biografiearbeit in Beratung und Coaching – Anlässe, Übungen, Impulse“ von Dr. Hubert Klingenberger ist erschienen bei Don Bosco Medien, München