Wie wichtig ist der Hausverstand?

Warum selbstständiges Denken und Handeln wichtig sind

Wir haben heute für alles eine App auf dem Handy. Im Auto haben wir ein Navi und in naher Zukunft wird es selbstfahrende Autos geben. Der smarte Haushalt erledigt sich dann quasi auch von allein. Gehen wir also einer goldenen Zukunft entgegen oder werden wir immer mehr zu Dummköpfen, die keine eigenständigen Entscheidungen mehr treffen können? Ja, noch schlimmer, die die einfachsten Dinge nicht mehr ohne elektronische Hilfe bewältigen?

Sind wir nicht bereits heute zu fremdbestimmt und zu leichtgläubig? Warum fehlt uns oft eine gesunde Skepsis?

Wir haben heute zu viel Auswahl, deshalb werden Entscheidungen immer schwieriger und überfordern uns oft. Egal ob wir eine Packung Milch oder einen Fernseher kaufen wollen. – Wir haben zu viele Informationen: Wir werden rund um die Uhr informiert und vergessen dabei, dass die meisten Nachrichten von Agenturen und Medienkonzernen gesteuert werden. Wie sollen wir herausfinden, was davon richtig ist?

Heute spiegelt der Mainstream (engl. Hauptströmung) den kulturellen Geschmack einer großen Mehrheit wider. Wer eine andere Meinung hat, ist automatisch Außenseiter. Seine eigenen Ansichten zu vertreten, kann auch in einem demokratischen Land Widerstand erzeugen. Sehr oft folgen wir dem Mainstream, um nur ja nicht aufzufallen oder anzuecken.

So bestimmt heute nicht die Schwarmintelligenz, sondern die Schwarmdummheit unseren Alltag.

Die Werbung und die Medien suggerieren, was wir brauchen. Unsere Wirtschaft ist meist nur auf Wachstum und Konsum ausgerichtet, ob dies der Umwelt oder uns Menschen schadet, ist sekundär.

In der Schule lernen wir vor allem, Vorgekautes nachzubeten, statt selbstständig und kreativ zu denken. Der deutsche Neurobiologe Gerald Hüther stellte fest, dass die Lust der Kinder am Entdecken und Gestalten, am Lernen und Erwerb neuer Fähigkeiten von der Schule immer mehr darauf reduziert wird, die Erwartungen der Erwachsenen zu erfüllen. Kinder sollten jedoch ihrer Entdeckerfreude, ihrer Gestaltungslust freien Lauf lassen, alles Mögliche ausprobieren und herausfinden können, was ihnen besonders liegt. Nur dann können sie als Erwachsene auch kreativ Lösungen für Herausforderungen und Probleme finden.

Mit unserem derzeitigen Bildungssystem wird der Mensch jedoch funktional gemacht, zu jemandem, der sich möglichst unauffällig in den Mainstream einordnet. Auch der Philosophieprofessor Konrad Paul Liessmann stellt bedauernd fest, dass man heute einem 18-jährigen Maturanten nicht mehr zutraut, eigenständige Gedanken zu entwickeln.

 

Der Ausdruck „gesunder Menschenverstand“ (= Hausverstand) bedeutet den einfachen, erfahrungsbezogenen und allgemein geteilten Verstand des Menschen bzw. dessen natürliches Urteilsvermögen. (Wikipedia)

 

Die Lust am eigenen Denken

Doch unser Gehirn strukturiert sich anhand der Lösungen, die wir im Lauf unseres Lebens auf der Suche nach dem finden, was uns glücklich macht. Lebenswelt, Herausforderungen und Erfahrungen wirken sich auf unser Gehirn aus. Damit sich Menschen weiterentwickeln, benötigen sie die Lust am eigenen Denken. Das wäre auch die beste Prophylaxe gegen Demenzerkrankungen.

Wir leben heute in der westlichen Welt in einer Komfortzone – ängstlich darauf bedacht, dass alles so bleibt. Wir verändern uns nicht mehr, verlieren dadurch an Vitalität und viele leben wie in Trance: mit Kopfhörern im Ohr, den Blick starr auf Smartphones und Bildschirme gerichtet.

Viele verwechseln das virtuelle Leben von Handy, PC, Internet mit der Realität, statt sie als Option, als Wahlmöglichkeit zu nutzen. Oft nutzen wir unsere Potenziale zu wenig, trauen unseren eigenem Urteilsvermögen nicht, sondern hören auf zweifelhafte Experten.

Hinschauen und hinterfragen ist ziemlich aus der Mode gekommen, um sich eine eigene Meinung zu bilden und zu handeln. Wozu ist diese auch überhaupt noch gut bzw. notwendig? Wir können ja eine konsumieren, ob aus den Zeitungen oder Facebook, dafür braucht man nicht viel Hirn, von Bildung gar nicht zu reden.

Wie können wir uns wieder auf uns selbst besinnen und herausfinden, was für uns selbst richtig ist?  Machen wir uns auf, unseren gesunden Menschenverstand und unsere ureigene Kreativität (wieder) zu entdecken: Denn sie ermöglichen uns, mit den Wechselfällen des Lebens wesentlich leichter umzugehen.

Ein paar Vorschläge, wie es funktionieren könnte, habe ich in meinem Vortrag für Sie vorbereitet. Sprechen Sie mich an!

Film- bzw. Buchtipps:

  • „Alphabet – Angst oder Liebe“ – ein Film von Erwin Wagenhofer
  • Vera F. Birkenbihl: u. a. „Das Birkenbihl-Alpha-Buch“
  • Gerald Hüther: „Etwas mehr Hirn bitte. Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten“
  • Rita Steininger: „Für helle Köpfe – Fitness fürs Gehirn“